Il tuo carrello è attualmente vuoto!
Gedanken Samstagnachmittags
Der zweite Lockdown ist anders. Die Unsicherheit jedoch ist dieselbe wie beim ersten Mal.
Ich sitze hier, auf einer Bank und blicke hinab auf die still gewordene Stadt. Menschen spazieren an mir vorbei und ich versuche ihnen an den Augen abzulesen ob es ihnen genauso schwerfällt wie mir. Ob sie sich auch ein Lächeln von einem Fremden auf der Straße wünschen oder eine innige Umarmung einer Freundin. Ich werde jedoch nicht schlau aus ihren Augen und somit blicke ich wieder auf die Stadt, die mir einst so viel Freude bereitete.
Wenn ich darüber nachdenke sind es die Menschen, die mir Freude bereitet haben, mich glücklich gemacht haben. Menschen, mit denen ich Gedanken und Gefühle geteilt habe, endlos über die Welt und das Leben philosophiert habe, gelacht habe bis uns der Atem wegblieb. Menschen, die nicht hier sind, kilometerweit weg sind. Die Welt ergibt nicht viel Sinn, ohne die Menschen, die man liebt.
Ich weiß, ich kann mich glücklich schätzen, denn ich habe eine Wohnung, einen Balkon, auf dem ich das Rauschen der Talfer hören kann und die Baumkronen des Parks sehe, zwei wunderbare Mitbewohner, aber etwas fehlt. Es fehlt die Unbeschwertheit, mit der man sich mit Freunden zum Kaffee verabredet hat, die Unbeschwertheit, mit der man nachhause gefahren ist, um Familie und Freunde zu besuchen. Alles was jetzt bleibt ist eine Wohnung, in der sich der größte Teil des Lebens abspielt. Schlafen, Essen, Universität, Arbeit, Lernen, Duschen. Die Tage verschmelzen miteinander, jeder Tag ist gleich.
Oft frisst mich der Alltag fast auf, er zerrt an mir, macht mich müde und schlapp. Die Tage vergehen langsam, die Wochen jedoch schnell. Das Leben ist entschleunigt, meine Gedanken aber drehen sich doppelt so schnell in meinem Kopf. Sie halten mich davon ab produktiv und kreativ zu sein, fast so als würden sie mir absichtlich Steine in den Weg legen. Was muss ich tun damit meine Gedanken wieder liebevoller zu mir sind?
In der Stille, die mich hier oben umgibt, bewegen sich nur meine Erinnerungen und Gedanken vor meinem inneren Auge. Sie erzählen mir von vergangenen Augenblicken, vergangenen Gesprächen. Hier oben versuche ich ihnen geduldig zuzuhören, während ich hier sitze und dem Klang der Stille lausche. Ich merke wie sie langsam leiser werden und nun nur noch ein sanftes Flüstern an meinem Ohr sind. Vielleicht habe ich die Lösung gefunden, vielleicht muss ich nur zuhören und nicht verdrängen.
Ich höre Gesprächsfetzen, höre die Leute über die zukünftigen Wochen und Monate mutmaßen. Manche sind voller Hoffnung, andere hoffnungslos. Die Unsicherheit, die uns umgibt, legt sich wie ein verschwommener Schleier vor mein Auge, sodass ich den Blick auf die Zukunft verliere. Bin ich hoffnungsvoll oder hoffnungslos?
Mein Blick schweift wieder über die Stadt und die Bäume die ihre gelb-orangen Blätter verlieren. Die Sonne geht langsam unter und taucht alles in ein goldenes Licht. Plötzlich erkenne ich die Schönheit in diesem Moment und finde meine innere Ruhe, wenn auch nur für diesen einen Augenblick. Ich bin hoffnungsvoll, sagen meine Gedanken und ich versuche mich daran festzuhalten.
- – Jana Brandtner
Rispondi